Chemikalien in Pelzen: «Verzicht ist die einzige Alternative für Tierfreunde»

    Pelze sind wieder modern.  Die als Naturprodukt angepriesenen Pelze flauschige Felle hat allerdings eine Schattenseite. Mit Chemikalien werden die Pelze bearbeitet. Dies kann für den Träger gesundheitliche Risiken zur Folge haben.

    (Bild: zVg) China ist nur eines von zahlreichen Beispielen für Pelztierfarmen, auf welchen die Tiere unter fürchterlichen Bedingungen, auf engstem Raum, auf Drahtgitterböden gehalten und vielfach äusserst brutal getötet werden.

    Der Schweizer Tierschutz (STS)  hat Pelze auf gesundheitsgefährdende Rückstände überprüfen lassen. Die Analyse weist bei allen Proben eine teils hohe Chemikalienbelastung nach. Oeko-Tex-Schadstoffprüfung  wurde von der Firma Testex AG in Zürich durchgeführt. Das Resultat:  Bei keiner der getesteten Pelzproben werden alle empfohlenen Oeko-Tex-Grenzwerte für Produkte mit Hautkontakt eingehalten. Seit zwei Jahren kennt die Schweiz eine Deklarationspflicht Pelzprodukte. Was aber kein Etikett verrät, sind die Chemikalien, mit denen die Felle belastet sind. Denn der Pelz durchläuft auf seinem Weg zum Endverbraucher eine Reihe von Gerb-, Konservierungs-, Reinigungs-, Färbe- und Behandlungsprozessen bei denen auch gesundheitsgefährdende Chemikalien zum Einsatz kommen.  Der Schweizer Tierschutz STS wollte wissen mit welchen chemischen Giftstoffen hierzulande angebotene Import-Pelze belastet sind. Die erste Recherche dieser Art in der Schweiz beschränkt sich die Untersuchung von Marderhundpelz. Gerade die zurzeit weit verbreiteten kleinen Pelzteile, sogenannte Verbrämungen, werden massenhaft aus Marderhundfell hergestellt.  Das Fell ist manchmal sogar billiger als Kunstpelz. Neben den Haltungs- und Tötungsbedingungen für die Tiere gefährde die Pelzproduktion die Umwelt und die Arbeiter in den Produktionsstätten, das schreibt der STS in einer Medienmitteilung.

    Welche Pelze wurden im Labor getestet?
    Getestet wurden vier Marderhund-Pelze, genau vier Jackenkragen aus Marderhund-Pelz. Drei Pelze wurden aus China und einer aus Finnland importiert. Die Pelze wurden vom Textilprüfinstitut Testex in Zürich getestet.

    Welche Chemikalienrückstände konnten dabei festgestellt werden?
    In allen vier Pelzen wurden Rückstände von Chrom nachgewiesen. Die gemessenen Werte von Chrom-III-Salzen waren in einer Probe mehr als 20mal höher empfohlen. Die nachgewiesenen Chrom-III-Salze gelten für den Menschen als wenig gesundheitsgefährdend. Chrom ist aber als stark umweltschädigend bekannt. Rückstände reichern sich in Gewässern an und gelangen so in die Nahrungskette. In drei Pelzen wurde Formaldehyd nachgewiesen. Formaldehyd kann bei empfindlichen Menschen schon in geringen Konzentrationen Schleimhautreizungen und Allergien auslösen. Ebenfalls in drei Pelzen wurden Tenside nachgewiesen. Tenside gelten als endokrin wirksame Substanzen, d.h. sie können den Hormonhaushalt des Menschen durcheinanderbringen.

    Inwiefern sind die Chemikalien für den Träger gesundheitsschädigend?
    Am ehesten gesundheitsschädigend sind die Pelze natürlich dort, wo sie direkt mit der Haut in Kontakt kommen, z.B. Kragen an Kapuzen oder Innenfutter von Handschuhen.

    Woher stammen die giftigen Pelze vermehrt?
    In diesem Fall waren die aus China stammenden Pelze am stärksten mit giftigen Rückständen belastet. Das verwundert insofern nicht, als China kaum gesetzliche Regelungen in Sachen Umweltschutz und auch Tierschutz kennt.

    Gibt es für Pelzliebhaber eine Möglichkeit, sich mit dem Naturmaterial warmzuhalten, ohne ein gesundheitliches Risiko einzugehen?
    Aus Tierschutzsicht ist Pelztragen so oder so ein «No Go». Wer – aus welchen Gründen auch immer – gar nicht auf Pelz verzichten will: Es gibt auch Pelz-Accessoires zu kaufen, die aus Schweizer Rotfuchs hergestellt werden. Da kann man sagen, wenn die Tiere sowieso gejagt werden, macht es auch Sinn, das Fell zu verarbeiten, anstatt es wegzuschmeissen. Aber wie gesagt: Tierfreunde verzichten auf Pelz. Man kann sich problemlos auch ohne Pelz warmhalten.

    Also kann man sagen, dass die Schweizer Jagd eine humanere Art ist, um zu seinem Pelzprodukt zu kommen?
    Wenn man es so will: Ja. Ob die Jagd auf Füchse in der Schweiz überhaupt notwendig und sinnvoll ist, ist zwar auch umstritten aber immerhin hatte der Fuchs eine Chance einige Zeit frei zu leben.

    Sind Kunstfelle Ihres Erachtens eine gesündere und auch vernünftigere Alternative zu echten Pelzen?
    Das mag so sein. Kunstpelz ist heute auf den ersten Blick kaum noch von Echtpelz zu unterscheiden. Und so besteht die Gefahr, dass man im Kunstpelz herumläuft und so für das Pelztragen insgesamt «Werbung» macht, weil die Leute nur den hübschen, modischen Pelz sehen, den sie vielleicht auch haben möchten. Die einzige Alternative zu Echtpelz ist der Verzicht auf Pelz.

    Interview: Tamara Steingruber

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